Oft wird das Sozialverhalten unserer Stubentiger als geheimnisvoll bezeichnet, es ist jedoch sehr vielschichtig. Düfte und das Markierverhalten von Katzen spielen in der Kommunikation eine wichtige Rolle. Leben Katzen in Gruppen, verfügt diese Gruppe über einen eigenen Gruppengeruch, der fremde Tiere sofort „auffliegen“ lässt. Dies führt dazu, dass das funktionierende Sozialsystem der Katzengruppe durcheinandergerät, wodurch die Futterstelle oder der Kuschelplatz rasch von der Gruppe verteidigt wird.
Leben erwachsene Katzen gemeinsam, müssen sie sich im wahrsten Sinne des Wortes riechen können. Das heißt, steht der Einzug eines neuen vierbeinigen Familienmitglieds bevor, sollte dieser vorab durch seinen Geruch vorgestellt werden. Gut gelingt es, wenn zum Beispiel die Kuscheldecke der neuen Katze bereits vor deren Einzug bei den alteingesessenen Stubentigern präsentiert wird, um die Grundlage für ein harmonisches Miteinander zu schaffen.
Kommunikation über Duftspuren
Reiben
Oft rührt es uns, wenn unsere Miezen das Köpfchen geben oder sich an uns Katzenhaltern reiben. Für uns sieht es nach Liebesbeweis aus, Katzen verteilen jedoch bei dieser Markierung von Möbeln, Menschen oder Artgenossen Duftmarken mit Pheromonen und somit den für sie vertrauten Geruch. Für uns Menschen ist dieses Markieren geruchlos, jedoch nicht für Katzen, wir gehören somit zum vertrauten Lebensraum und dürfen uns als Freund betrachten. Auch wenn wir diese Duftspuren nicht riechen können, sind sie an Türen, Stuhlbeinen oder Ecken gut als schwarz-graue Schlieren ersichtlich. Putztechnisch sollten wir uns diesbezüglich zurückhalten, denn für die Samtpfoten stellen diese Markierungen ein wichtiges Mittel zur Kommunikation dar und sorgen für deren Wohlbefinden. Wischen wir die Schlieren doch hin und wieder weg, werden diese von den Katzen rasch wieder erneuert.
Urinieren
Auch das Markieren mit Urin dient als Kommunikationsmittel. Katzen hinterlassen auf diese Art eindeutige Botschaften an andere Katzen. Sind die Urinspuren frisch signalisieren diese ein „Stopp“ an die Artgenossen, was so viel heißen soll wie: „Keinen Schritt weiter, ich bin hier!“. Grünes Licht wird gegeben, wenn sich die Duftstoffe verflüchtigen, dann bedeutet es: „Du darfst jetzt, ich war vor Stunden hier!“. Entgegen vieler Gerüchte markieren sowohl männliche, weibliche, unkastrierte aber auch kastrierte Katzen. Die Häufigkeit geht jedoch nach der Kastration deutlich zurück.
Wichtig ist, Markierverhalten von Unsauberkeit zu unterscheiden. Katzen die markieren, beschnüffeln die Stelle ihrer Wahl, bevor diese mit Urin bespritzt wird. Dabei wird der Katzenpopo in die Höhe gereckt, während der Schwanz steil nach oben zeigt und zittert. Unsauberkeit erkennt man daran, dass die Katze an einer Stelle hockt und nach verrichten des Geschäfts, Anstalten macht, den Urin zu verscharren. Ein weiteres typisches Unterscheidungsmerkmal ist die Wahl der Fläche. Markiert werden meist senkrechte Stellen, während bei Unsauberkeit auf waagrechte Flächen, wie Fußboden, Bett oder Sofa uriniert wird.
Kot
Auch der Kot wird zum Markieren benutzt. Im eigenen Revier – bei einem Stubentiger die Wohnung – wird der Kot in der Katzentoilette oder im Garten verscharrt, während Katzen in freier Natur den Kot außerhalb ihres Reviers nicht verscharren.
Kratzen
Das Kratzen gehört ebenfalls zur Duftsprache der Samtpfoten, denn über Drüsen an den Pfoten werden Duftspuren hinterlassen, die genauso wie das Markieren mit Urin, Auskunft darüber geben sollen, wer wann anwesend war.
Unerwünschtes Markierverhalten von Katzen
Auf Unsicherheit des Tieres lässt schließen, wenn eine gesunde, bereits kastrierte Katze plötzlich zu markieren beginnt. In diesem Fall soll der vertraute Geruch für Sicherheit sorgen, denn sensible Tiere greifen auf stärkere Duftstoffe als jene Pheromone, die sie mit den Gesichtsdrüsen verteilen, zurück. Oftmals sind Veränderungen im Umfeld der Katzen (Baby, Umzug, weiteres Haustier) Auslöser für dieses Verhalten. Auch das Umstellen der Möbel oder die Anschaffung eines neuen Möbelstücks, kann bei sensiblen Fellnasen große Unsicherheit auslösen.
Eine Bestrafung des Markierverhaltens wäre der falsche Weg, der Katze wieder Sicherheit zu geben. Die gezielte Zuwendung durch Spielen oder Kuscheln sowie Pheromonsprays aus der Tierhandlung helfen, das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden wieder zu stärken.
Wichtig ist es, unsere Samtpfoten so früh als möglich mit vielen Gerüchen, als auch kleinen Veränderungen im Umfeld zu konfrontieren, damit sie sich an vieles gewöhnen können und somit gelassen reagieren.
Mein Name ist Stephan und ich bin Halter von zwei Katzen und zwei Kaninchen. Seit Anfang 2012 schreibe ich hier über meine Erfahrungen und gebe Tipps zur artgerechten Tierhaltung.
Danke für die ausführlichen Informationen. Ich habe solches Markierverhalten bei unserer Katze in den letzten Wochen häufiger beobachtet und mich gewundert, was es wohl damit auf sich hat. Es wird wohl an den vielen Veränderungen momentan liegen. Hast du gute Tipps, wie man Katzen am besten an viele unterschiedliche Gerüche gewöhnen kann?
Ein sehr guter Artikel zum Thema Markierverhalten. Wir haben bei unserem Kater beobachtet, dass dieser auf uns “Tretelt” und gleichzeitig anfängt auf eine gewisse Art und Weise zu zittern. Wir haben gelesen, dass dies auch als Markierverhalten beurteilt werden kann. Der Kater ist selbstverständlich kastriert. Hast du mehr Informationen hierzu, oder handelt es sich dabei um ein Paarungsverhalten?
Grüße,
Janin
Sehr interessant, wie Katzen ihre Revieransprüche verdeutlichen. Davon habe ich noch gar nicht so viel gewusst. Wirklich auch ein guter Schreibstil, kann ich in der Tat nur loben. Ich mag an Katzen vor allem, dass sie sich auch gut alleine beschäftigen können, auch wenn es nur mit schlafen ist haha. Top Beitrag, vielen Dank dafür!